Um die grundlegenden Fragen bei der Arbeit mit dem Kinoformat 4K zu erkennen, produzierte das Institute for the Performing Arts and Film (IPF) in enger Zusammenarbeit mit der Fachrichtung Film der ZHdK und mit Praxispartnern aus den Bereichen Kamera-Verleih, Postproduktion und Visual Effects einen Kurzfilm im kompletten 4K-Workflow. Die praktischen Erfahrungen in allen Phasen der Produktion dienten der Erstellung eines Problemkatalogs, der sowohl technische wie insbesondere auch ästhetische Aspekte umfasste. Vor den Dreharbeiten wurden Tests durchgeführt, die Aufschluss über grundlegende Eigenschaften von 4K geben konnten.
Testaufnahmen
Die Testaufnahmen im Mai 2013 dienten primär dazu, grundlegenden Unterschiede zwischen 4K und dem bisherigen Kinoformat 2K erfahrbar zu machen. Bilder in unterschiedlichen Einstellungsgrössen wurden sowohl in 4K (mit den Kameras Sony F55 und Red Epic) und 2K (mit der Kamera Arri Alexa) gedreht und verarbeitet. Neben Auflösungsunterschieden wurden die Auswirkungen von Bewegungen genauer untersucht. Dabei wurden auch Vergleiche in Bezug auf unterschiedliche Bildgeschwindigkeiten gemacht. So interessierte insbesondere der Direktvergleich von 4K@24B/s mit 2K@48B/s mit einem 180° Shutter.
Produktion eines Kurzfilms im kompletten 4K-Workflow)
Im Mai 2013 wurde in Zusammenarbeit mit Praxispartnern der Kurzfilm DIE ROTEN SCHUHE von Aurora Vögeli in einem kompletten 4K-Workflow von der Kamera bis zum 4K-DCP produziert. Um das hochauflösende Format im Kino möglichst vorteilhaft zur Geltung zu bringen, wären möglichst statische, möglichst helle, kontrastreiche Bilder und möglichst totale Einstellungen mit viel Detailreichtum von Vorteil gewesen. Dass diese Kombination besonders gute und scharfe Resultate liefert, zeigen beispielsweise die 4K-Showreels des Kamera-Herstellers Sony. Dabei fällt besonders die Vermeidung von dynamischen Elementen auf. Wir verfolgten diesbezüglich aber eine andere Strategie. Um die Problematik des Formats 4K möglichst praxisnah erfahren zu können, wählten wir einen Film aus, der nicht speziell auf Hyperschärfe aus war. Im Gegenteil: uns interessierte die Wirkung von 4K auch gerade dort, wo es schwierig zu werden versprach: bei Bewegungen und bei Bildern mit hohem Dunkelanteil (Low-Key). Zudem war uns auch das Zusammenspiel mit Visual Effects auf der Ebene der hohen Auflösung wichtig. Der Film DIE ROTEN SCHUHE weist deshalb neben Tanz-Sequenzen und dunklen Bildwelten auch viele Szenen mit Compositing und CGI (Computer Generated Imagery) auf.
Output
Die Fachtagung «Die Unerträglichkeit der Schärfe»
Die Tagung mit internationalen Gästen am 26. Oktober 2013 stiess auf grosses Interesse. Rund 300 Teilnehmer/innen, vorwiegend Berufsleute aus der Schweizer Filmbranche, fanden den Weg ins 4K-Kino Abaton. Rund um die Präsentation des Pilotfilms DIE ROTEN SCHUHE befassten sich die Vorträge und Diskussionen mit der Wirkung von 4K und dessen Konsequenzen für die Ästhetik der Bilder. Ein besonderes Augenmerk wurde auch anderen Verfahren zur Qualitätssteigerung gewidmet. Neben den Testaufnahmen zu HFR fand die Präsentation von HDR (High Dynamic Range) bei Konferenzbesuchern grosse Beachtung. Auch Gegenstrategien zur Tendenz der immer schärferen Bilder wurden vorgestellt und diskutiert. (Vgl. hierzu die archivierte Webseite und das Programm: 4K-Tagung)
Conference Talk at EOSAM 2014
Presentation by Christian Iseli at the annual conference of the European Optical Society, September 2014 in Berlin: The presentation 'The Trouble with Sharpness' included the screening of the film THE RED SHOES.
Conference Talk at Cinematography Days 2016, Stuttgart
Presentation at the conference «Cinematography Days» of the Stuttgart Media University (Hochschule der Medien HdM) in February 2016. Author: Christian Iseli
Publication at SGEM 2016
Iseli C. 2016. The Paradox of 4K Cinema. In: 3rd International Multidisciplinary Scientific Conference on Social Sciences & Arts SGEM 2016, Book 4, Vol. I, p. 383-392, ISBN: 978-619-7105-53-7